Kokosöl ist das reinste Gift!
Diese Aussage stammt natürlich nicht von uns, sondern von Frau Professor Dr. Dr. Karin Michels Direktorin des Institut für Prävention und Tumorepidemiologie.
Zu sehen in einem You Tube Video, welches mittlerweile schon über 760.000 mal (Stand 22.08.2018) angeklickt worden ist. Wenn eine so renommierte Person, so eine gewagte These aufstellt und am Anfang des Vortrages darauf hinweist, dass Sie sich seit 40 Jahren mit dem Thema Ernährung auseinander setzt und Ihre Aussagen auf die wissenschaftliche Datenlage bezieht, muss das einfach stimmen. Oder etwa doch nicht…?
In der Tat wurde das Kokosöl in den letzten Jahren als „Superfood“ gehypt. Alle möglichen Wirkungen wurden mit diesem Fett in Verbindung gebracht. Alzheimer-Prävention, antibakterielle und antivirale Wirkung, hilft beim Abnehmen, usw.. Tatsächlich ist von diesen Wunderwirkungen nichts bewiesen. Aber muss man deswegen auf Kokosöl verzichten? Oder ist es gar schädlich.
Was meint Fr. Prof. Dr. Dr. Michels dazu:
An dieser Stelle müssen wir vorab betonen, dass wir geschockt waren. Geschockt davon, wie eine renommierte Persönlichkeit, solch dogmatische und angstverbreitende Aussagen öffentlich ausspricht, die wissenschaftlich betrachtet noch nicht einmal haltbar sind.
Und natürlich gibt es mittlerweile auch eine Menge Gegenpropaganda und „Experten“, die Frau Prof. Dr. Dr. Michels scharf attackieren.
Die Wahrheit liegt mal wieder in der Mitte.
Wagen wir also einen genaueren Blick:
Gesättigte Fettsäuren - der Sündenbock!
Es ist fast wie in einem Hollywood Film: Gesättigte Fette sind die Bösen, während die ungesättigten Fettsäuren die Guten sind. Besonders reich an gesättigten Fettsäuren sind Kokos- und Palmöl, Butter, fetter Käse, Schlagsahne und andere tierische Produkte wie Talg und Schmalz.
Wer also einen Herzinfarkt vermeiden möchte, der verzichte möglichst auf die oben genannten Lebensmittel.
Nun ist schon lange bekannt, dass die wissenschaftliche Datenlage zu dieser einfachen Aussage nie vorhanden war1. Die komplette Geschichte dazu, würde hier den Rahmen sprengen. Allerdings bleibt fest zu halten: Die größten und besten wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass gesättigte Fette kein unabhängiger Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen sind2.
Eine weitverbreitete irrige Annahme ist, das es DAS gesättigte Fett überhaupt gibt. Vielmehr gibt es mehrere gesättigte Fettsäuren, die sich in Ihrer Kettenlänge (Kohlenstoffatome) und in Ihrer Wirkung im Körper sehr unterscheiden. Je nach Quelle ist somit das gesättigte Fett also völlig anders zusammengesetzt und damit auch zu beurteilen. Daher macht es keinen Sinn formal von DEM gesättigten Fett zu sprechen.
Kokosöl - z. B. - besteht zu einem Großteil aus MCT-Fetten, die völlig anders verstoffwechelt werden, wie die anderen gesättigten Fettsäuren.
Hinzu kommt, das Quellen wie z.B. Schweine- und vor allem Gänseschmalz zum größten Teil gar nicht aus gesättigten, sondern aus einfach ungesättigten Fett bestehen (wie z.B. auch Olivenöl). Auch hier ist eine Pauschalisierung also nicht sinnvoll.
Nur drei gesättigte Fettsäuren erhöhen übrigens den Cholesterinspiegel:
Laurinsäure, Myristinsäure und Palmitinsäure.
ABER: Es steigt nicht nur das LDL-Cholesterin ("böses" Cholesterin), sondern auch das HDL-Cholesterin ("gutes" Cholesterin) und damit verbessert sich der Cholesterinquotient (Verhältnis zwischen LDL- und HDL-Cholesterin) und damit sinkt das Risiko theoretisch für Herz- Kreislauferkrankungen3,4. Allerdings nur, wenn gesättigte Fette an Stelle von Kohlenhydraten konsumiert werden - dazu später mehr.
Die Palmitinsäure ist insofern kritisch zu betrachten, da sie das LDL-Cholesterin tatsächlich höher ansteigen lässt, als das HDL-Cholesterin. Sie ist vor allem in Palmöl enthalten.
Und tatsächlich gebe es hier noch mehr zu sagen:
Und genau aus diesem Grunde muss man - wie bei allen Ernährungsthemen - den Gesamtkontext betrachten:
Gesättigte Fette wirken dann negativ im Körper, wenn sie ZUSAMMEN mit Kohlenhydraten verzerrt werden. Dies liegt wahrscheinlich daran, das die Kohlenhydrate den Körper dazu zwingen, Fette nicht „sauber“ als Energie zu verbrennen. Dies gilt insbesondere für die Palmitinsäure.
Was heißt das jetzt für die Praxis?
Kokos- oder Palmöl können vielleicht problematisch werden, wenn sie ZUSAMMEN mit reichlich Stärke und/oder Zucker konsumiert werden.
Diese Diskussion vermissen wir sowohl im Pro- als auch im Contralager. Dabei ist dieser Fakt bei der Gesamtbeurteilung wichtig. Nur wenn der Körper das Fett als Energie heranzieht - wie z.B. bei einer „very-low-carbohydrat-diet“, ist es unbedenklich. Hier irren also beide Lager: Sowohl Frau Prof. Dr. Dr. Michels, als auch Ihre „Gegner“.
Das ist aus unserer Sicht auch der Grund dafür, dass diese Verwirrung überhaupt herrscht.
Es bleibt ein sehr bitterer Geschmack, wenn eine Professorin auf diesem Niveau (auch vor einem Laienpublikum) referiert und die Community in „Angst und Schrecken“ versetzt (zugegeben, etwas überspitzt ausgedrückt). Warum ist eigentlich die Kommentarfunktion unter dem Video ausgeschaltet?
Ein Schelm, der sich was böses dabei denkt.
Euer NutriVille-Team